Mal aus der Sicht des Supporters…

Der Ironman bzw. Challenge fand ca. 50 km südlich von Barcelona, im netten Touristenörtchen Callela, statt. Aufgrund des bevorstehenden Oktoberfestes mischten sich Lederhosenträger(innen) & Bierkrug-stämmer(innen) mit sonnenhungrigen Touristen und Triathleten – eine gute und internationale Mischung.
Wir haben uns für das Wochenende in einer kleinen Pension, unweit vom Strand und Start, einquartiert. Am reichhaltigen Frühstücksbuffet sah man fast ausschliesslich Athleten, u.a. eine Profiathletin aus Irland.

02.10.2011 – Race day. Ich spüre, dass Börnie in der Wettkampfnacht etwas unruhig schläft, aber als um 05.30 Uhr der Wecker klingelt, schaue ich in freudige und wache Augen. Mein Athlet freut sich auf den Wettkampf. Schön!
Nach ausgiebigem Frühstück gehen wir Richtung Startplatz am Strand. Während des Weges wird mir bewusst, warum der Startschuss erst um 08.30 Uhr fällt – die Sonne geht im Oktober hier erst um ca. 08.00 Uhr auf. Wir konnten also mitverfolgen, wie die Sonne den Tag und die Triathleten mit warmen Sonnenstrahlen begrüsst.
08.30 Uhr – der Startschuss fällt und das Profifeld macht sich auf dem Weg ins sehr saubere und kristallklare Wasser (hier würde sogar ich schwimmen gehen). Nur 6 min später darf auch bereits Börnie sich ins angenehm temperierte Wasser stürzen. Ich schaue den Athleten zu, wie diese die 3.8 km Strecke entlang der Küste schwimmen und mache mich dann bald Richtung Wechselzone auf, damit ich meinen Athleten lautstark anfeuern kann. Dieser kommt bereits nach 1:11 h aus dem Wasser … und sucht sein Rad. Nach kurzem Überlegen hat er seine Rennmaschine gefunden und macht sich auf dem Weg zu seiner Lieblingsdisziplin.
Die Strassen sind für den Wettkampf gesperrt und die Strecke führt entlang der schönes Küste nach El Masno und wieder zurück nach Calella und muss 2.5x absolviert werden (3. Runde muss nur bis Mataro gefahren werden). Der aufkommende Wind ist ein kleiner Kraftakt für die Athleten, die auf dem Rückweg etwas kräftiger in die Pedalen treten müssen, dafür sind aber kaum Höhenmeter zu absolvieren:

Zwischenzeitlich zeigt das Quecksilber eine Lufttemperatur von ca. 24 Grad an. Nachdem Börnie sich auf die letzte Runde gemacht hat, verlasse ich die Radstrecke, um ihn wieder rechtzeitig in der Wechselzone begrüssen zu können. Dies ist nach 5:12 h auch bereits der Fall. Es läuft gut, aber nun kommt die grosse Herausforderung: das Laufen. Hält das Knie wieder 42,195 km und wie ergeht es ihm bei der Hitze, die erbarmungslos auf den Asphalt brennt?
Ich mache bei dem Verpflegungsposten bei ca. km 2.5/ km 8 (Rundkurs) halt, um evtl. Salztabletten, Magnesium oder ein Salzgebäck reichen zu können.

Runde 1: Börnie lächelt und läuft im geplanten 5.45 min/km-Takt. So weit so gut, es stehen noch 3 Runden aus.

Bei Runde 2 kann ich erkennen, dass die Kraft schon etwas nachgelassen hat und versuche ihn, mit liebevollen Zurufen und einem Klaps auf den Hintern zum “Dranbleiben” zu bewegen.

Runde 3: oh ja, nun ist erkennbar, dass der Schweinehund überwunden und gekämpft werden muss und ich fiebere mit ihm.

Runde 4: Seit 1 h sehe ich fast ausschliesslich Athleten, die nur noch gehen. Ich schaue in gequälte, leidvolle und schmerzverzerrte Gesichter und mache mir Sorgen, wie es wohl Börnie geht. Als dieser wieder am Verpflegungsstand ankommt, sehe ich, dass auch er völlig am Schmerzpunkt angekommen ist und rede ihm nochmals gut zu. Nur noch ca. 8 Kilometer bis ins Ziel und die persönliche Zielsetzung, sub 11 h zu finishen, wäre erreicht.

Nachdenklich laufe ich die 2.5 km zurück zur Finishline und reihe mich bei den Stimmungsmachern entlang des roten Teppichs ein und schaue immer wieder gespannt auf die Uhr. Er war sooooo gut unterwegs, dass locker 10.45 h drin gewesen wären… 10.50 h sind zwischenzeitlich vergangen und noch keine Spur des Tristarlers. Ich schicke nochmals ein Stossgebet zum Himmel und hoffe, dass es ihm gut geht und er bald die Finisharea erreicht. 10.54 h sind vergangen und… Börnie betritt bereits mit einem grossen Grinsen die Finishline-Area. Er geniesst sichtbar die letzten ca. 300 m auf dem roten Teppich, lässt sich feiern und passiert nach 10.55 h die Finishline. DANKE!

Ich bin total glücklich – und ehrlich gesagt – auch total fertig. Nach einer kurzen Massage (natürlich für den Triathleten) und einer herzlichen Umarmung gehen wir wieder zurück Richtung Pension, um uns noch ein Bierchen zu gönnen. Wie immer schläft der Supporter vor dem Athleten ein und wir nehmen in unsere Traumwelt nochmals die schönen Erinnerungen vom Wettkampf auf. Vielleicht kommen wir ja nächstes Jahr wieder – oder zur 70.3-Distanz im Mai. Auch mal Lust auf einen “entspannenden” Wettkampf unweit der Liegestühle?

Weitere Infos erhaltet Ihr hier:
http://www.challenge-barcelona.es/index.php?lang=EN 

oder fragt mich.

PS. Danke noch an die Medienstelle in Weizen. René hat mir aus der Ferne jeweils die genauen Durchlaufzeiten genannt. Vielen lieben Dank hierfür.

Heike Kefer
 
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