Da ich im letzten Jahr beim Inferno-Triathlon gescheitert bin, wollte ich es dieses Jahr nochmals wissen. Kann ja nicht sein, dass es zig andere Triathletinnen und Triathleten dort hoch schaffen und ich nicht!

Bereits einige Stunden nach der Aufgabe im 2015 habe ich mich mental schon mit dem Start 2016 beschäftigt. Habe versucht zu analysieren was nicht gepasst hat, wo ich Fehler gemacht habe (und die hatte ich definitiv gemacht), was zu optimieren ist und welches Konzept ich für den nächsten Start wählen würde. Das Fazit zeigte, dass ich im Training nur leicht was ändern musste. Allerdings habe ich bei der Ernährung vor und besonders während dem Rennen massive Fehler gemacht. Auch beim Material gab es noch geringe aber entscheidende Verbesserungen.

Ich reiste total ausgeruht am Freitag an. Eine Nacht mehr im eigenen Bett und mit gutem Schlaf war mir wichtig. In Thun angekommen, ging ich zuerst kurz ins Hotel und dann gleich los um das Material in den drei Wechselzonen einzuchecken und parat zu machen. Alles ist total unkompliziert und angenehm organisiert am Inferno-Triathlon. Bereits um 15 Uhr war ich in Stechelberg fertig und entschloss mich dann noch nach Mürren hoch zu fahren um meine Wechselkleider für das Schlussstück zu deponieren. Im Rennbüro erklärte mir die Dame, dass ich den Beutel erst um 18 Uhr abgeben könne. Nach kurzer Intervention meinerseits konnte ich den Beutel dann doch dort lassen und sie versicherte mir, dass ich ihn am Samstag am vorgesehenen Verpflegungsposten wieder sehen würde (denkste!).

Am Abend mit Beat und Ira (sie starteten als Couple-Mix) noch die obligate Pasta (oder Reis – gäll Ira) essen, sich noch kurz über die bevorstehenden Aufgaben austauschen und dann ging es schon bald ins Bettchen.

Am Samstag machte ich mich so um 6 Uhr mit Neo, Schwimmbrille und Badekappe (was braucht man mehr am Inferno?) auf zum Strandbad in Thun. Pünktlich um 6:30 Uhr erfolgte der Start bei wiederum eindrücklicher Bergkulisse aber leicht unruhigem Thunersee. Die Wasser-Etappe hatte ich nach gut einer Stunde (und geschätzten 3.5km anstatt 3.1Km) hinter mich gebracht. Aufgrund der kühlen Temperatur habe ich mich in Oberhofen in aller Ruhe für die Velo-Etappe nach Grindelwald angezogen. Zu Beginn der Velostrecke hatte ich so etwas von Mühe und wurde nur überholt. So ging das bis nach Beatenberg. Da ich mir das nicht gewohnt bin (in der Regel ist es umgekehrt), war ich doch recht frustriert. Zum Glück fand ich in Beatenberg (1146 müM) meinen Tritt und ich hatte auf dem Rennvelo wieder mein gewohntes Gefühl. Das Flachstück zwischen Interlaken, entlang dem Brienzersee, bis nach Meiringen (593) konnte ich in gutem Tempo und locker fahren. Dann der Aufstieg zur grossen Scheidegg (1960). Landschaftlich wunderbar, sportlich eine Herausforderung! Die Abfahrt nach Grindelwald dient auch nicht unbedingt der Erholung, denn sie ist sehr kurvig und die Strasse ist in schlechtem Zustand = gefährlich!

In Grindelwald (943) angekommen, nahm ich mir wiederum Zeit für den Wechsel auf das MTB. Jetzt ging es ja hoch zur Kleinen Scheidegg (2060). Und dieser Anstieg ist einfach nur steil, lang, mühsam und im letzten Stück mit einer Gehpassage (für mich wenigstens). Auf der Kleinen Scheidegg angekommen, eine kurze Pause (Verpflegen) und die Klamotten, die ich unterwegs wieder ausgezogen hatte, wieder anziehen für die Abfahrt nach Lauterbrunnen. Oben kann man es auf dem Wanderweg recht gut laufen lassen, bis die Strecke kurz vor Wengen links in einen Singletrail abbiegt. Auch hier für mich in der Regel eine Laufpassage. Aber ich wollte es diesmal versuchen und länger auf dem Bike bleiben und fahren. Und schon ist es passiert: Durch den leichten Regen war die Alpwiese sehr rutschig und ich mit den aufgezogenen Racing-Reifen (mit wenig Profil) rutschte vorne weg und lag im Dreck. OK – nichts passiert und wieder auf’s Bike. Dann dasselbe nochmals! Ist wohl doch besser ich laufe den Rest des Singletrails runter. Von Lauterbrunnen (795) geht es dann der Strasse nach immer leicht aufwärts bis nach Stechelberg (862) zur letzten Wechselzone für den Berglauf.

Auch hier nahm ich mir reichlich Zeit. Einerseits um den Puls etwas runter zu bringen und andererseits um mich komplett umzuziehen. Wichtig war mir auch, dass ich alles an Verpflegung und Bekleidung dabei hatte (Vorahnung?). Das Wetter war ja nicht so verlässlich, obwohl wir bis anhin totales Wetterglück hatten! Ich hatte mir vorgenommen die leicht abfallenden 5 km bis Lauterbrunnen einigermassen flott zu laufen und danach im Aufstieg nach Mürren zu schauen was drin liegt. Ich kannte die Strecke nach Mürren, aber was danach kam, war mir unbekannt (zum Glück). Also entschloss ich mich, alles was steil bergauf ging zu gehen (flotter Wanderschritt) und alles was leicht ansteigt oder flach ist, zu laufen. So erreichte ich Mürren (1640) ohne schon irgendwie total im Elend zu sein. Eingangs Mürren wurde ich unerwartet von Claudia empfangen (so schö gsi – Ängel) und kurz danach sah ich Beat (märci für’s Öpfelschorle und dini Motivation) Ira, Finn und Ira’s Eltern standen beim Alpinen Sportzentrum und haben mich mit einer Welle angefeuert. Ich wusste – jetzt werde ich finishen, egal was kommt und egal wie lange es noch dauert!

Bei der kommenden Verpflegungsstation war geplant, dass ich mich nochmals umziehe und mich der Höhe und des Wetters entsprechend anziehe und ausrüste. Ich hatte ja am Tag zuvor meine Wechselkleider im Rennbüro dafür abgegeben. Aber wo ist mein Zeugs? Nirgends, echt? Ich konnte meinen weissen Sack nicht finden. Die Suche ging los. Ich schickte Claudia ins Rennbüro, schnappte mir eine Dame von der Streckensicherung und forderte sie auf, per Funk nach meinen Sachen zu suchen. Und die Zeit lief und lief. Ich hatte schon Zeitreserve hinsichtlich Kontrollschluss. Aber eben… Als nach 15 Minuten nichts da war, machte ich mich mit dem was ich dabei hatte, Richtung Schilthorn (2970) auf.

Das dicke Ende kam ja erst jetzt! Nach Mürren geht es einen gemütlichen Wanderweg entlang, bevor es dann so richtig steil den Berg hoch geht. Ich lief mit mehreren Athletinnen und Athleten in unterschiedlichen Abständen. Und es wollte einfach nicht aufhören mit dem Anstieg. Irgendwann war das Drehrestaurant/Piz Gloria in Sicht. Vor dem letzten Anstieg hoch zum Schilthorn noch ein letzter Verpflegungs- und Samariter-Posten. Hier müsse man(n) noch „gute Miene zum bösen Spiel machen“, so ein anderer Athlet zu mir. „Sonst lassen die Samariter-Jungs einem nicht nach ganz oben“ meinte er zu mir. Auch diese Herausforderung nahm ich an und schon befand ich mich im sehr steilen und sehr felsigen Schlussanstieg hoch zum Ziel. Den Speaker hörten wir ja schon länger und ich freute mich schon sehr, endlich auch meinen Namen aus dem Lautsprecher zu hören. Das nahm ich aber ehrlich gesagt dann nur nebenbei noch auf. Denn im Ziel angekommen, konnte ich nicht mehr anders und musste meinen Emotionen in den Armen von Claudia freien Lauf lassen.

Ich bin auch ein Inferno-Finisher! Die Zeit war mir ehrlich gesagt schei…egal. Ich wollte einfach und um jeden Preis finishen.

An dieser Stelle möchte ich allen danken die mich in irgend einer Art und Weise unterstützt haben, an mich geglaubt haben, die mich online verfolgt und mitgefiebert haben, die mich an der Strecke angefeuert haben, …

Besonderer Dank gilt sicher meinem Schatz, die in den vergangenen Monaten oft und mit viel Verständnis und Toleranz auf mich verzichten musste und mir immer mit positiven Gedanken und Taten zur Seite stand. Ängel, ohni dini Leischtig wär mini vermuetlich no schwieriger wordä. Ich dankä dir 1000mal!

Beat & Ira (mit Finn); Ihr habt auch in schwierigen Momenten (Inferno-2015) an mich geglaubt und mich unterstützt. Ich durfte immer auf euch zählen und es war stets Verlass auf euch. Nicht nur am Inferno. Toll, solche Freunde, Fans und Supporter zu haben. Au eu ein grosses MÄRCI

 

Sportliche Grüsse

Thomas Schneider